Snake Skin Shoes

Snake Skin Shoes

Dienstag, 24. Januar 2012

Uniform-individualistisches Anspruchsdenken

Zielgerichtet studieren, am besten unter der Regelstudienzeit. Den Weg einmal verlassen und zusätzliches Wissen anhäufen? Auf keinen Fall. Im Gegenteil: Man soll sich an dem in Bologna geschaffenen Ideallerner orientieren. Dieser hat schon ein Praktikum bevor er überhaupt seine Bachelorarbeit angemeldet hat. Danach einen sicheren Masterplatz. Die Promotion ist geplant, die Juniorprofessur angestrebt und die Habilitation sowieso nur noch eine Frage der Zeit. Mit welcher Note abgeschlossen wird ist klar: 1,0, dann summa cum laude, später venia legendi. Wer diesen Plan nicht besitzt, ist außen vor, hat keine Chancen auf einen gutbezahlten Job. So wird es uns Studenten momentan geradezu suggeriert. Der Druck im Studium nimmt gerade deshalb vermehrt zu. Dies zeigt eine kürzlich vorgelegte Studie der Universität Konstanz. Immer mehr Studierende würden an Depressionen erkranken. Sie hielten den Druck einfach nicht mehr aus. Dieser entstehe durch Betrachtung des in der Gesellschaft vorgegebenen Idealtypus, durch Vergleiche im Freundeskreis, durch den eigenen Anspruch. Seit 2004 die Bologna-Reform griff, die Studiengänge modularisiert und "verschult" wurden, ging jegliche Individualität des Studierens verloren. Doch auch die Individualität im eigenen Kopf war dahin. Statt sich selbst sein Studium zu kreieren, sitzt man peu à peu die vorgegebenen Seminare und Vorlesungen ab. Daten sowie Definitionen reinfressen und für die Klausur, Entschuldigung, auskotzen. Vertiefende Wissensaneignung ade. Man ist nur noch Teil des nach Bestnoten strebenden Einheitsbrei. In seiner gewählten Fachrichtung glänzen? Bei der Masse an notorischen Auswendiglernern kaum möglich. Was übrig bleibt? Selbst auswendig lernen und sich fügen - oder: Studieren nach eigenem Geschmack. Akzeptieren, dass man einige Semester dranhängt, vielleicht bereits 27 ist, wenn man in die Berufswelt gelangt und eben nicht 23 Jahre. Und sich, zur Vorbeugung etwaiger depressiver Anfälle, mal die Frage stellen: Was ist eigentlich mein Anspruch?

Jeder von Burn-Out und Leistungsdruck malträtierte Kommilitone sollte sich, statt dem "Elitegefasel", lieber die 1977 von der britischen Band Fleetwood Mac veröffentlichte Single "Go your own Way" anhören. Besonders der Refrain eignet sich wunderbar als musikalische Untermalung für den Weg in das Berufsleben:


                                  


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen