Snake Skin Shoes

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Samstag, 23. Juli 2011

Ein Mann spielt den Incubus

Freitagnachmittag, Oslo: Eine Ladung Sprengstoff detoniert. Mindestens sieben Menschen verlieren innerhalb weniger Sekunden ihr Leben. Viele weitere sind verletzt.
Freitag, früher Abend, Utøya: Schusssalven, nach 45 Minuten sind 85 Jugendliche tot. Weitere sind verletzt, unter Schock. Gezeichnet fürs Leben.
All das richtete ein Mann an, über den es zu schreiben eigentlich nicht wert ist. Laut Polizeiangaben ist er verrückt, rassistisch, muslimhassend; sich selber bezeichnet er auf Facebook als "konservativ" und "christlich". In jener Mythologie gibt es einen Dämon, genannt Incubus, der schlimmste Träume verursacht. Warum sich das jahrelange Mitglied der nationalpopulistischen Partei Norwegens zu solch einer unfassbaren Tat hinreissen ließ und was er damit erreichen wollte, weiß nur er selbst - wenn überhaupt.  Eines ist diesem menschgewordenen Dämon jedoch gewiss gelungen: Er hat dem skandinavischen Land einen "Albtraum" (Ministerpräsident Stoltenberg) beschert, aus dem es so schnell nicht aufwachen wird.

Freitag, 22. Juli 2011

Der Schmerz des Resignierens

„Es besteht der Verdacht, Sie hätten sich aktiv an den Aufständen gegen unsere Regierung beteiligt. Ist dem so? Antworten Sie!“ Laut, ohne Chance nur kurz meine Gedanken zu sortieren um eine Antwort zu finden, prasseln Wörter auf mich ein. Was soll ich sagen? Kann ich überhaupt etwas sagen? Mein Mund, nur noch da um das Gesicht komplett erscheinen zu lassen. Er schmerzt. Ich glaube, zu bluten. Wieder schlägt es auf mich ein. „Antworten Sie, sofort!“ Es bleibt nicht bei Worten. Unmittelbar nach einer erneuten Salve aus dem verbalen Maschinengewehr des Polizisten setzt es den ersten Schlag. „Wenn Sie nicht sprechen wollen, müssen wir sie wohl dazu bringen!“ Ich falle zu Boden. Die Schläge mit dem Gummiknüppel sind zu stark. Meine Jacke, ein grauer Cardigan, ist als Polsterung für solche Hiebe nicht gemacht. Schlag für Schlag lasse ich über mich ergehen. Den Willen etwas zu sagen hätte ich. Doch meine Stimme, meine Lippen und alles was benötigt wird, lassen mich in diesem Moment im Stich. Es ist die Stille, die Machtlosigkeit, über die ich schon so oft nachgedacht hatte. Aufgeregt hatte ich mich immer und immer wieder. Warum wissen sich manche Menschen denn nicht zu helfen. Warum sagen die denn nichts? Nun weiß ich wie sich ein solches Unvermögen anfühlt. Schmerzhaft.

Sind das die Gedanken und Geschehnisse der Aufständischen in Libyen und Syrien? Oder sind es die Ängste der Aufrührer in Saudi-Arabien, China und Nordkorea? Wie wird es in diesen Ländern weitergehen?