Snake Skin Shoes

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Mittwoch, 29. Dezember 2010

Der Blog als "Waffe" gegen das Unrecht

In immer mehr Ländern kommt es zu einer eingeschränkten Pressefreiheit. Berufliche Schreiber nutzen die Vielfalt der digitalen Medien, um sich trotzdem mitzuteilen. Doch auch immer mehr Hobbyschreiber greifen auf die Möglichkeiten, beispielsweise des Bloggens, zurück. So geschehen während der Grünen Revolution im Iran, als Blogger die Avantgarde des Widerstands bildeten. Mit dem Slogan "Ihr habt Waffen, wir haben Handys" zogen sie gegen das Unrechtregime von Ahmadinedschad vor. Dies geschah in der Mitte des Jahres, im Juni. Doch auch im Dezember, dem Ende, wird das Bloggen als Waffe gegen das Unrecht eingesetzt: In Aserbaidschan versuchen zwei junge Männer, Adnan Hajizadeh, 27, und der 31-jährige Emin Milli, die Bevölkerung aufzuwecken und sich am Kampf gegen die scharfen Kontrollen der Regierung in der Südkaukasusrepublik zu beteiligen. Aserbaidschan mutiert zu einer Einparteienrepublik mit nicht unabhängigen Medien. Dieser Entwicklung soll Einhalt geboten werden. Mit Hilfe von Facebook-Gruppen, organisierten Partys zur Aufklärung und dem Bloggen soll dies gelingen. 
Die Regierung sah diese Bewegung mit Argwohn, ließ die beiden Männer wegen einer Lapalie festnehmen. Ein Exempel sollte an ihnen statuiert werden. Zweieinhalb Jahre wurden es schließlich, trotz Bedenken der UN-Menschrechtskomission. In der Zeit während des Gefängnisaufenthalts arbeiteten beide weiter, schrieben weiterhin, lasen "hunderte Bücher". Dieses neue Wissen soll nun, nach Ablauf der Gefängnisstrafe, verbreitet werden. Einer Sache sind sich die beiden zu Vorbildern gewandelten Blogger Hajizadeh und Milli, der eigentlich Abdullayew heißt, allerdings bewusst: Sie werden von nun an noch mehr unter Beobachtung stehen.


Montag, 27. Dezember 2010

Klangmelodien: Minimaler Dialog


Der eine wuchs mit Orgel- und Klaviertönen auf, der andere mit Kraftwerk und Human League. Dennoch fanden die zwei Schweden Marcus Hendriksson und Sebastian Mullaert zueinander. Bekannt sind sie unter dem Namen Minilogue. Aufgrund von langjähriger Erfahrung im DJ-Business gelingt ihnen eine feine Mischung aus Trance- und Electronicaklängen. Doch hört selbst!



Minilogue - Leopard (Extrawelt Remix):







Abschied als Neuanfang

Auf über 300 Seiten schreibt Hamed Abdel-Samad Teile seiner Lebensgeschichte nieder. Er lässt nichts aus, schreibt offen über seine Kämpfe, die er jahrelang führte. Er erzählt ohne Scham von der Vergewaltigung, die er in jungen Jahren zu erleiden hatte. Berichtet über sexuelle Sehnsüchte, die ihm der Koran verbietet, aber auch dem Wunsch, andere Dinge zu erleben, statt auf Ewig diesen auswendig zu lernen und vor seinem Vater zu rezitieren.
Autobiographisch schildert der Sohn eines Imam den Konflikt zwischen neuer moderner Welt und der islamischen, auf Traditionen basierenden, etwa dem Kampf gegen die Beschneidung von jungen Frauen in seinem kleinen ägyptischen Heimatdorf. All das beschäftigt ihn so sehr, dass er sich einer Muslimbrüderschaft anschließt, in dieser nach Antworten und Lösungen sucht. Es ist seine letzte Hoffnung, sich kritisch mit "seiner" Religion auseinandersetzen zu können. Eine Hoffnung, die nicht das versprechen sollte, was er sich erhoffte.

Das Buch Mein Abschied vom Himmel - Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland, erschienen in diesem Jahr bei Knaur, ist ein fesselndes Werk, welches nicht nur Eindrücke in das Leben eines Menschen gewährt - es gewährt auch Einblicke in die Religion und die Kultur des Islam. Mit dem Buch sorgte Hamed Abdel-Samad für viel Aufsehen, wurde bedroht und öffentlich angegangen. Trotzdem bestand er auf Veröffentlichung unter seinem Namen. Doch nicht nur das: Er wollte, dass das Cover auch mit einem Bild von ihm versetzt wird. Abdel-Samad, 38, lebt heute in München und unterrichtet am Lehrstuhl für Jüdische Religion und Kultur.  Er gehört mittlerweile zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum und ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz.  

Freilauf der inneren Revolution

Pablo Picasso, der weltberühmte Maler und Bildhauer, geboren 1881 und gestorben 1971, sagte über die Kunst, sie sei "eine Art Aufruhr". Ein gewisser Yohimbi formuliert es anders: Kunst ist "das Gewissen des Künstlers, seine Liebe, sein Glaube, seine innerste Revolution". Jeder sollte seinen inneren künstlerischen Trieben freien Lauf lassen. Gesagt, getan.

>> Angst frisst Seele <<

Sonntag, 26. Dezember 2010

Das bebende Ruhige

Eine Hand, die manchmal zittert, wenn aber eine Kamera in ihr liegt, von sämtlichem Beben befreit ist. Ein Auge, das unterstützt werden muss von einer Brille, sobald es aber wunderbare Motive erahnt, Höchstleistungen vollbringt. Das Resultat sind herrliche Bilder, gemacht von meinem Opa.


Donnerstag, 23. Dezember 2010

Torjubel > Defensivklagen


Die letzten zwei Begegnungen gegen den VfB Stuttgart haben es gezeigt: Wenn schon keine Defensivqualität vorhanden ist, sollte man das Heil in der Offensive suchen. Gesagt, getan! Elf Tore in den letzten zwei Pflichtspielen sprechen für sich, die Torschreie übertönen die Wutklagen über Gegentore. Noch. Solange Thomas Müller, Franck Ribéry und vor allem Mario Gomez so weiter machen, ist alles in Ordnung. Zur Rückrunde kommt auch noch Arjen Robben hinzu. Also eigentlich ein Grund zur Freude. Doch was ist, wenn eine Flaute die momentan glänzend aufgelegte Offensivabteilung aufsucht? Aufgrund der exorbitanten Probleme in der Abwehr ein Grund zur Panik.

Die Partie vom vergangenen Sonntag (19.12.2010): 

VfB: Ulreich - Bicakcic (60. Boulahrouz), Tasci, Delpierre, Molinaro - Gebhart (46. Harnik), Träsch, Kuzmanovic (68. Gentner), Boka - Cacau, Pogrebnyak

FCB: Butt - Lahm, Tymoschtschuk, Breno, Contento - van Bommel, Ottl - Altintop (46. Pranjic), Müller (77. Alaba), Ribéry - Gomez (68. Klose)

Tore: 0:1 Gomez (31.), 0:2 Müller (36.), 0:3 Ribéry (43.), 1:3 Harnik (49.), 1:4/1:5 Gomez (52. / 54.), 2:5 Harnik (64.), 3:5 Gentner (70.)

Spieler des Spiels: Mario Gomez - Tolle Leistung des ehemaligen Stuttgarters, der trotz Pfiffen von den schwäbischen Rängen, eiskalt jede seiner Torchancen nutzte und sein Torekonto somit auf 12 Saisontore erhöhte. 


DFB-Achtelfinale vom 22.12.2010:

VfB: Ulreich - Boulahrouz, Tasci, Delpierre, Molinaro (35. Kuzmanovic) - Harnik, Träsch, Gentner (89. Bicakcic), Boka - Cacau, Pogrebnyak

FCB: Butt - Lahm, Tymoschtschuk, Breno, Pranjic - van Bommel (54. van Buyten), Ottl - Müller, Schweinsteiger, Ribéry - Gomez (35. Klose)

Tore: 0:1 Ottl (6.), 0:2 Gomez (8.), 1:2/2:2 Pogrebnyak (33./45+1), 2:3 Klose (52.), 3:3 Delpierre (77.), 3:4 Müller (84.), 3:5 Klose (86.), 3:6 Ribéry (90+4)

Spieler des Spiels: Das momentan sehr gut aufgelegte Offensivtrio der Münchner, bestehend aus Mario Gomez, Thomas Müller und Franck Ribéry. Stellenweise lieferten sie tolle Kombinationen, bewiesen allesamt ihren Torriecher und erbrachten leidenschaftlichen Einsatz.

Besonderheit(en): Butt hält in der 74. Minute einen von ihm selbst verschuldeten Foulelfmeter gegen Gentner. Eine weitere Besonderheit war die gutgemeinte Aktion von Bastian Schweinsteiger. Nach einem Foul von Khalid Boulahrouz an ihn, welches Schiri Meyer mit Gelb-Rot bestrafen wollte, ging der Bayer zu diesem und versuchte die Karte zu verhindern. Das Foul sei, so wiederholt die Nummer 31 später in einem TV-Interview, nicht schlimm gewesen. Der Unparteiische nahm die Entscheidung allerdings nicht zurück, Boulahrouz flog vom Platz, Schweinsteiger dagegen flogen Sympathien zu. Tolle Geste des Bajuwaren!

Bildquellen: http://28.media.tumblr.com/tumblr_ldotcsV2rt1qd6ja1o1_500.jpg

Lust - und Laster zur gleichen Zeit


Richard David Precht philosophiert in einem Beitrag des Kulturmagazins ttt - Titel, Thesen, Temperamente, über die sieben Todsünden. Er spricht über den Wandel dieser und über die Probleme, wenn es nur noch fromme, gute und makellose Menschen geben würde. Das Schwierige sei dabei, die Balance zwischen egoistischen Wünschen und sozialem Verhalten zu bewahren - und dies bei allen Sieben: Habgier, Geiz, Hochmut, Neid, Trägheit, Wolllust, Völlerei.

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6104538

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Wiktor Juschtschenko: Viel Kampf, wenig Lohn

Die Hauptaufgabe, die sich Wiktor Juschtschenko bei seinem Amtsantritt als ukrainischer Ministerpräsident stellte, war es, das vom Zerfall bedrohte Land aufrecht zu erhalten. Der 56-Jährige kämpfte gegen Korruption, gegen Arbeitslosigkeit im Lande und für eine bessere Bildung. Ebenso versuchte er die Beziehung der Ukraine mit der Europäischen Union zu verbessern, um mittelfristig eine Mitgliedschaft      anzustreben. 
Im Jahr 2004 wurde Juschtschenko Opfer einer Vergiftung - er hatte sich zuvor mit den führenden Köpfen des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes zum Abendessen getroffen. Die Ermittlungen schleppten sich bis ins Jahr 2009. Juschtschenko beschuldigte in Folge dessen Russland als "Verzögerer" in der Aufklärung des Falles. 
Wiktor Juschtschenko verbrachte lange Zeit im Krankenhaus, vermutlich ein Grund, warum er es im Zuge der "orangenen Revolution" nicht schaffte, die positive politische Stimmung in der Bevölkerung in Erfolge umzumünzen. Bereits 2010 musste sich der Ministerpräsident geschlagen geben und abtreten. Juschtschenko, noch heute von dem Attentat gezeichnet, wurden viele Ehren zuteil, u.a. Ehrendoktorwürden und Medaillen verschiedener Städte. 2005 schlug ihn Hillary Clinton für den Friedensnobelpreis vor.

Am heutigen Donnerstag dozierte Wiktor Juschtschenko an der Uni Freiburg über die Verbindung und Einbindung der Ukraine mit und in Europa.


Mittwoch, 15. Dezember 2010

Paranoia in der Straßenbahn

Eines Morgens bewegte ich mich Richtung Innenstadt, ich nutzte die Straßenbahn. Kaum eingestiegen erntete ich wirre Blicke. Manche schritten einige Meter zur Seite. Ein Platz direkt neben der Tür war frei. Ich setzte mich neben einen älteren Herren. Dieser begann plötzlich nervös zu werden. Sein Bein wackelte auf und ab, er schaute mich immer wieder an, dann wieder aus dem Fenster, wieder zu mir, wieder raus. Plötzlich wusste ich was los war: Ich war eingehüllt in warmer Winterkleidung, nur meine Augen und meine Nase waren zu sehen. Auf meinem Schoß meine Trainingstasche, ich hatte vor, nach der Uni zum Sport zu gehen. Zu allem Überfluss lag in meinen Händen ein Buch - "Kauderwelsch Arabisch". 
Diese Menschen hatten Angst. Angst vor einem Anschlag? Hielten sie mich für einen potenziellen Terroristen? Suggerierte ihnen dies mein vermummtes Outfit, meine Tasche und mein Wörterbuch? Scheinbar. Schlimm, was diese übertriebene Terrorangst aus uns gemacht hat. Gut, man muss festhalten: 2001 der Anschlag auf das World Trade Center. 2004 die Bomben in den Madrider Nahverkehrszügen. 2005 die Anschläge in der Londoner U-Bahn. Und auch uns erreichte dieses Jahr der Terror. Die Anschläge wurden zum Glück verhindert, doch ist nun auch unser Land ins Visier der Terroristen gerückt, keine Frage. Jedoch kann man mit einer besonnenen Aufklärung der Bevölkerung über die Gefahr vieles einfacher machen, als mit einer panischen Terrorprävention. Sogar den Weg in die Stadt für einen einfachen Studenten. 

Montag, 13. Dezember 2010

Multiple Beglückung mit nur einer Unterschrift

Am vergangenen Samstag bescherte Bastian Schweinsteiger den Fans der Bayern die größte Freude: Er verlängerte seinen Vertrag um weitere vier Jahre bis 2016. Diese Verlängerung ist umso erfreulicher, da sie nicht zwingend zu erwarten war. Schweinsteiger lagen offenbar mehrere Angebote von europäischen Topvereinen vor, unter diesen auch eines von Real Madrid. Glaubt man dem 26-jährigen waren Trainer van Gaal, seine Freundin Sarah und einige "harte Euro" ausschlaggebend. Doch ebenso ließ er die Perspektive des Vereins nicht unerwähnt: "Hier ist sehr viel möglich", so der Mittelfeldspieler.
Eine Unterschrift die mehreren Seiten Freude schenkt: Der Verein und die Fans können weiterhin das Weltklasse-Können Schweinsteigers bestaunen und er bekommt die Euros - welch guter Deal!

Protest reloaded

Ende der Sechziger Jahre sah man Menschen, meist Studenten, auf der Straße. Sie protestierten gegen einen faschistischen Staat. In den Jahren 1970 bis 1979 wurde weiter demonstriert: Der Vietnamkrieg beschäftigte zunehmends die Massen. Die Achtziger waren geprägt von Anti-Atom-Demos, angespornt von der grünen Bewegung, und den Montagsdemos im Osten. Gegen was allerdings wurde in den Neunzigern protestiert? Nichts. Hätten wir in diesen zehn Jahren nicht auch reichlich Grund für Demonstrationen gehabt? Groß aufgelegte, in den Medien inszenierte Kundgebungen? Neo-Nazis, die Wohnhäuser anzündeten, Kriege die gegen das Völkerrecht verstießen und eine Musikkultur, die manchem passionierten Hörer die Nägel zurückrollen lässt - Techno. Erst in den letzten Jahren, wenn nicht gar erst in diesem Jahr ergreift der Bürger wieder Initiative, wehrt sich gegen Stuttgart 21, Gorleben und gegen eine miserable Bildungspolitik - und dies zurecht.
Ein Bericht von titel, thesen, temperamente (gesendet am vergangenen Sonntag) beschäftigt sich mit genau dieser neuen Protestwelle.

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6058954

Sonntag, 12. Dezember 2010

Klangmelodien: Musikalische Psychologie

Seine ersten großen Auftritte hatte William Fitzsimmons im Fernsehen - wenn auch nur zur Untermalung romantischer Szenen bei Grey's Anatomy oder im Hintergrund verschiedenster MTV-Produktionen. Schon bald schrieben Musikmagazine, wie etwa der Rolling Stone, über ihn. Nicht verwunderlich, dass es nicht bei Filmmusik bleiben sollte. Der in Pittsburgh geborene, veröffentlichte im Jahr 2005 sein erstes Album Until When We Are Ghosts, ein Jahr darauf folgte Goodnight. Beide Alben waren Selbstproduktionen. William, dessen Eltern beide erblindet sind, nahm die Sampler bei sich Zuhause auf. Den ersten Erfolg landete er 2008 mit dem Album The Sparrow and the Crow: Es stieg bis auf Platz 1 der iTunes-Charts. Seine Musik ist ein Gemisch von elektronischen und volkstümlichen Klängen, oftmals gefärbt von Melancholie, mit welcher er versucht, persönliche und familiäre Geschehenisse zu verarbeiten. Kein Wunder das in seinen Stücken so etwas nicht fehlt: William Fitzsimmons ist studierter Psychologe.

Ein kleines Schmankerl mit dem Titel It's not true aus seinem Album Goodnight: