Snake Skin Shoes

Snake Skin Shoes

Montag, 9. Januar 2012

Die Sehnsucht nach der Nadel

Nein, ich meine keine Sucht nach Spritzen oder ähnlichem. Weder Heroin noch andere Dinge. Die Damen der heutigen Zeit frönen sich vielmehr der Sucht nach der Stricknadel. Vor nicht allzu langer Zeit begann dieses als Hausfrauentätigkeit verschriene Schaffen Einzug in die Hobbysphäre zu nehmen. Erst widmeten sich, meinen Beobachtungen nach, Öko- und Ethnologen dem Stricken. Sie schwangen die Nadel grazil und zogen das Garn geschwind nach. Kaum hatten sie ein kleines, nur ein paar Quadratzentimeter großes Stück geschaffen, konnte man erahnen, dass aus diesen Wollfetzen wunderbare Schals, Mützen oder Socken entstehen würden. Doch ich täuschte mich, der Trend erfasste durch die Breite alle weiblichen Studierenden. Egal ob Französisch-Lehramt, Deutsch oder Geografie: Beinahe jede Kommilitonin diskutierte neuerdings darüber, welche Stricknadelgröße sich am besten für einen Schal eigne oder woher man die beste Wolle bekomme. Wie bei jedem Trend konnte man denken: Das hört auf. Bald wird auch wieder fernab der Wollwelt gelebt. Doch weit gefehlt: Mittlerweile können gar die Wirtschaftsingenieurinnen oder Psychologen nicht mehr vom Strickzeug lassen. Seide, Wolle, Baumwolle, Viskose oder Polyacryl, rechte Masche, linke Masche, Zopfmuster oder Bogeneffekte: Egal ob in der Vorlesung, während des Fernsehschauens oder dem gemütlichen Beisammensitzen - bald vielleicht gar auf dem Klo oder während des Fahrradfahrens. Überall ist das Klackern der Stricknadeln zu vernehmen, an sämtlichen Orten lauern Gefahren durch herumliegende Wollknäuel. Sobald mal nicht gestrickt werden kann, machen sich Entzugserscheinungen wie Unruhe oder "Hibbeligkeit", gepaart mit dem Wortlaut "Ich weiß gar nicht wohin mit meinen Fingern" breit. Entzugskliniken für Stricksüchtige? Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht die Kontrolle verlieren und mit der Nadel zu einem Goldenen Schuss ansetzen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen