Snake Skin Shoes

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Montag, 10. Januar 2011

Mut, bezahlt mit Leben

Sie starb, getroffen von mehreren Kugeln, festgehalten auf einem Band der Überwachungskamera. Am 7. Oktober 2006 wurde die Journalistin Anna Politkowskaja Opfer eines Mordanschlags. Sie widmete sich hingebungsvoll dem unabhängigen Journalismus, berichtete über den Tschetschenienkrieg und über Korruption in der Putin-Regierung. Dies brachte ihr viele Feinde ein, der russische Geheimdienst wurde auf sie aufmerksam. Die 1958 in den USA geborene Politkowskaja wurde als "Feindin des russischen Volkes" bezeichnet. Dies führte zu einer kurzfristigen Auswanderung nach Österreich. Doch die Vollblutjournalistin ließ sich nicht unterkriegen, schrieb weiterhin für russische, aber auch europäische Zeitungen. 2002 bot sie sich als Vermittlerin beim Moskauer Geiseldrama an, plädierte für eine diplomatische Lösung, zu welcher es aber nicht kam - im Gegenteil. Zwei Jahre später wurde Politkowskaja Gift in den Tee gemischt, sie musste ins Krankenhaus, litt unter Schmerzen - körperlich wie seelisch. Sie überlegte, zurückzustecken, sich weniger im Journalismus und dem Bewahren der Menschenrechte zu engangieren. Ihr Vorhaben wurde auf tragische Art und Weise wahr. Die Kugeln trafen sie, gefunden wurde sie im Lift von einer Nachbarin. Eine vollständige Aufklärung des Mordes gab es bisher nicht, trotz des Tapes in der Überwachungskamera. Westliche Medien vermuten, es werde zu keiner Aufklärung mehr kommen, war die Journalistin dem Putin-Regime doch ein Dorn im Auge.

Während ihrer Laufbahn und auch postum bekam Anna Politkowskaja viele Preise, darunter den Guillermo-Cano-Preis für Pressefreiheit. In diesem Jahr wird eine Dokumentation, mit dem Titel A bitter taste of Freedom, über ihr mutiges Leben erscheinen. Das Kulturmagazin ttt veröffentlichte vergangenen Sonntag erste Bilder aus diesem Werk: 

http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=6217212

Weltgeschichte auf 891, 89 km²

Von der Ausrufung der Republik 1918, der Zeit der Goldenen Zwanziger, die Machtergreifung der Nazis, über die Teilung der Stadt in Ost und West, dem tödlichen Schuss auf Benno Ohnesorg bis hin zur Wiedervereinigung: Berlin ist eine Stadt, die schon so einiges über sich ergehen lassen musste - und das nur im 20. Jahrhundert.
Das erste Mal 1237 urkundlich als Berlin-Cölln erwähnt, wurde die Stadt im späten Mittelalter zu einer Residenzstadt. Der Dreißijährige Krieg unterbrach das Wachsen hart: Die Hälfte der Bevölkerung starb an den Folgen des Kampfes, auch etwa ein Drittel der Häuser wurden beschädigt bzw. zerstört. Erst 1701 erholte sich die Stadt wieder und wurde unter dem preußischen König Friedrich I. zur wichtigsten Stadt des Königreichs. In den folgenden Jahren gliederten sich immer mehr Vororte ein, Berlin wuchs und wurde schließlich 1871 zur Hauptstadt des frisch ausgerufenen Deutschen Kaiserreichs. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten ereigneten sich die oben erwähnten Geschehnisse. Unglaublich, das sich so viel Geschichte - von enormer Bedeutung für uns Deutsche, aber auch für die Welt - auf gerade einmal 891, 89 km² abspielte und nach wie vor abspielt!

Vergangene Woche hatte ich zum wiederholten Male das Vergnügen, Teil dieser laufenden Geschichte zu sein. Ein paar Schnappschüsse:

Dienstag, 4. Januar 2011

Bolzplatzlegenden: Adiós, Micho!


Mal Welt-, kurz darauf schon wieder Kreisklasse. Martin Demichelis hatte in seinen siebeneinhalb Jahren beim FC Bayern so einige Phasen. Brillierte er in der Saison 2007/2008, war gar der beste Abwehrspieler in der Bundesliga und einer der besten weltweit, stürzte er in den darauffolgenden Spielzeiten in ein Tief. Seine Übersicht im Spielaufbau, seine präzisen Grätschen und Tacklings wurden immer wieder von Unkonzentriertheit und fehlende Wachsamkeit in so manchen Situationen überschattet. 
Im Sommer 2003 wechselte Demichelis für fünf Millionen Euro, und kurzhaarig, von River Plate Buenos Aires als großes Talent und mit dem Spitznamen "Beckenbauer" versehen zu den Bayern nach München. Nach anfänglichen Schwierigkeiten landete er beinahe beim 1.FC Nürnberg, setzte sich aber im Mittelfeld des FCB, auf der Sechserposition unter Hitzfeld, durch. Eines seiner besten Spiele machte er hier, stellte Zinedine Zidane im CL-Match gegen Real Madrid kalt. Magath, Hitzfeld, Klinsmann und van Gaal sahen ihn allerdings eher in der Innenverteidigung. Eine richtige Entscheidung, entwickelte sich Micho auf dieser Position zu einer wahren Größe. Auch dank seiner Mithilfe gewann Bayern in der Zeit, in der der Argentinier Woche für Woche seine Schienbeine harten Zweikämpfen aussetzte, vier Deutsche Meisterschaften und Pokalsiege, nicht zu vergessen die Finalteilnahme am letztjährigen Champions League-Finale. 
Im Laufe der Zeit wurden nicht nur seine Haare länger: Auch die Liebe zum Verein wuchs, der 30-Jährige wurde zu einer Identifikationsfigur für die Fans. Neben Liebesbekenntnissen ("Ich werde immer ein Bayer sein") war es aber auch der Ehrgeiz und die Leidenschaft, die den Verteidiger besonders machten. So brach er nach der Nichtnominierung für die WM 2006 in Deutschland für Argentinien nicht zusammen, auch wenn er diese mit seinem "Lebensende" gleichsetzte, sondern ließ eine Leistungssteigerung folgen. Unter van Gaal jedoch kam es im Laufe der aktuellen Saison immer wieder zu Streitigkeiten, zudem verlor die Nummer 6 ihren Platz an Holger Badstuber.

In der Winterpause nun, wechselte Martin Demichelis für eine geschätzte Ablöse von drei Millionen Euro zum FC Malaga, wo aktuell sein Mentor Manuel Pellegrini trainiert. Die Ablöse spiegelt nicht annähernd den Wert wieder, den der Argentinier jahrelang für den FC Bayern darstellte. Adiós, Micho!