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Samstag, 21. Januar 2012

Der Pukki-Effekt

Europa League-Qualifikation der laufenden Saison. Schalke 04 bekam es mit einem, auf den ersten Blick, leichten Gegner zu tun: HJK Helsinki. Ein blonder Jüngling aber bereitete den "Knappen" enorme Schwierigkeiten und schoss die Rangnick-Truppe beinahe aus dem Wettbewerb, bevor dieser überhaupt richtig begonnen hatte. Drei Wochen später landete jener wundersame Rechtsfuß auf der Transferliste der DFL, genauer im grauen Gelsenkirchen, auf dem Trainingsplatz der Schalker.
Teemu Pukki, 21 Jahre alt, ist wohl das extremste Beispiel, die eine sich bietende Chance zu nutzen, um die Fußballperipherie zu verlassen und groß rauszukommen. Vorher nur echten Fußballfachmännern bekannt, reichten ihm hier für gerade einmal zwei Auftritte auf der europäischen Fußballbühne. Blickt man in die Historie, entdeckt man weitere Transfers, die diesem Schema zugeteilt werden können. Eine auffällig gute Leistung in einem, maximal zwei K.O.-Spielen und im Handumdrehen zieht sich der brillierende Akteur das Jersey des Teams an, gegen welches er gerade noch anrannte und Tore schoss. Nicht die dauerhafte Verrichtung auf dem Platz entschied, sondern das kurzfristige Auftrumpfen. Folglich ist ein Effekt geboren, für den Teemu Pukki fortan als Namensgeber fungieren soll: der Pukki-Effekt. Um dieser These weiter Futter zu geben, werden im Folgenden zwei weitere exemplarische Transfers aufgeführt. Bereits vor dem finnischen Außenstürmer gab es nämlich Spielerwechsel, die wohl so einige Scouts im Vorfeld nicht für möglich hielten, schlicht und ergreifend, weil sich der Akteur nicht in ihrem Notizblock finden ließ. So geschehen bei Roy Makaay im Jahr 2002. Seine grandiose Leistung in den beiden Champions League-Vorrundenspielen mit Deportivo La Coruna gegen den FC Bayern veranlasste Manager Uli Hoeneß, die Geldschatulle zu öffnen und den Holländer 2003 für 18,75 Millionen Euro nach München zu lotsen. Makaay schlug ein: Das "Phantom" erzielte für die Bayern in 129 Spielen 78 Tore und gilt heute noch als einer der besten Stürmer der Vereinsgeschichte. Ob es zu diesem Transfer gekommen wäre, wenn er nicht für das Vorrunden-Aus der Münchner im Wettbewerb gesorgt hätte? Ein Interesse an Makaay vor jenen Spielen war nicht bekannt. Stattdessen geisterten die Namen Kluivert und van Nistelrooy durch münchnerische Gazetten. Für die bescheidene Ablösesumme von 1,2 Millionen Euro wechselte 2007 Jan Schlaudraff die Farben. Wahrscheinlich wäre dieser Wechsel nie realisiert worden, wenn Schlaudraff nicht für das Ausscheiden im DFB-Pokal im Dezember 2006 gesorgt hätte. In diesem Spiel machte er mit wunderbaren Dribblings, feinen Pässen und einem sehenswerten Tor auf sich aufmerksam. Die Saison verlief gut, doch war ein Wechsel zu Werder Bremen oder einem anderen Team, welches um die UEFA-Cup-Plätze spielte, wahrscheinlicher. Kaum einer hätte auf einen Wechsel nach München getippt. Eine Rückenverletzung erschwerte zwar den Einstand des aktuell für Hannover 96 auflaufenden Stürmers, doch bekam er auch nie eine richtige Chance sich zu beweisen. Nach nur einer Saison wurde er weitergereicht und verschwand vorerst in der Versenkung. Das Attribut "Fehleinkauf" sollte Schlaudraff erst in der Saison 2010/11 wieder loswerden.
Nicht die Kontinuität ist also von Bedeutung, sondern der eine große Moment, das einmalige große Auftrumpfen, wie diese beiden Beispiele verdeutlichen. Nicht immer ist ein solcher Wechsel erfolgsversprechend: Unser Namensgeber rangiert im Mittelfeld der imaginären Leistungstabelle, er muss sich erst noch beweisen. Seine bisherigen Spiele  AufSchalke waren jedoch vielversprechend. So erzielte der Finne in acht Ligaspielen drei Tore und legte eines auf. Das Beispiel Makaay grüßt von der Pukki-Effekt-Tabellenspitze, während sich Schlaudraff in den Tabellenniederrungen wiederfindet. Die Theorie des Pukki-Effekts wirft allerdings weiterführende Fragen auf: Wie kommt ein solcher Transfer bei den Fans an? Ist er gegenüber der Ultraszene überhaupt tragbar? Erst angefeindet, da er die Lieblingsmannschaft schlimmstenfalls aus dem Turnier schoss, und plötzlich Liebling der Massen? Die Geschehnisse um Manuel Neuer vor seinem Wechsel in die bajuwarische Metropole zeigen, dass man sich durchaus mit solchen Denkspielen beschäftigen muss. Abschließend gilt festzustellen, dass der Pukki-Effekt die fachliche Inkompetenz der Scouts oder der Managerriege, welche für Transfers verantwortlich sind, gnadenlos ans Licht bringt. Denn selbst die einfachsten Kneipengucker werden nach dem glorreichen Auftritt eines Kickers der gegnerischen Mannschaft feststellen, dass dieser sich in den eigenen Reihen mindestens genauso gut machen würde. Besonders, wenn das "eine große Spiel" gegen die eigene Elf gelang.

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