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Montag, 27. Dezember 2010

Abschied als Neuanfang

Auf über 300 Seiten schreibt Hamed Abdel-Samad Teile seiner Lebensgeschichte nieder. Er lässt nichts aus, schreibt offen über seine Kämpfe, die er jahrelang führte. Er erzählt ohne Scham von der Vergewaltigung, die er in jungen Jahren zu erleiden hatte. Berichtet über sexuelle Sehnsüchte, die ihm der Koran verbietet, aber auch dem Wunsch, andere Dinge zu erleben, statt auf Ewig diesen auswendig zu lernen und vor seinem Vater zu rezitieren.
Autobiographisch schildert der Sohn eines Imam den Konflikt zwischen neuer moderner Welt und der islamischen, auf Traditionen basierenden, etwa dem Kampf gegen die Beschneidung von jungen Frauen in seinem kleinen ägyptischen Heimatdorf. All das beschäftigt ihn so sehr, dass er sich einer Muslimbrüderschaft anschließt, in dieser nach Antworten und Lösungen sucht. Es ist seine letzte Hoffnung, sich kritisch mit "seiner" Religion auseinandersetzen zu können. Eine Hoffnung, die nicht das versprechen sollte, was er sich erhoffte.

Das Buch Mein Abschied vom Himmel - Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland, erschienen in diesem Jahr bei Knaur, ist ein fesselndes Werk, welches nicht nur Eindrücke in das Leben eines Menschen gewährt - es gewährt auch Einblicke in die Religion und die Kultur des Islam. Mit dem Buch sorgte Hamed Abdel-Samad für viel Aufsehen, wurde bedroht und öffentlich angegangen. Trotzdem bestand er auf Veröffentlichung unter seinem Namen. Doch nicht nur das: Er wollte, dass das Cover auch mit einem Bild von ihm versetzt wird. Abdel-Samad, 38, lebt heute in München und unterrichtet am Lehrstuhl für Jüdische Religion und Kultur.  Er gehört mittlerweile zu den profiliertesten islamischen Intellektuellen im deutschsprachigen Raum und ist Mitglied der Deutschen Islam Konferenz.  

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