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Samstag, 21. April 2012

(M)ein Verein fürs Leben

Trotz leidiger Hasstiraden gegen seine Lieblingskicker aus München, die einem jeden Bayern-Fan immer wieder in Kneipen oder auf dem Bolzplatz, manchem gar in der WG-Küche entgegen fliegen, scheint es gerade wieder im Trend, öffentlich seine Liebe zu den bajuwarischen Balltretern zu bekunden. An sich eine gute Sache. Doch liegt es vermutlich nur am Erfolg gegen Real Madrid? Verschwinden die Jerseys wieder in der Mottenkiste, wenn das Finale nicht erreicht wird? Sollte im Fußball nicht auch die Parole gelten, "in guten, wie in schlechten Zeiten"? Nun denn. Das Fußballmagazin 11Freunde widmete dieser Thematik kürzlich einen zweiseitigen Artikel. Das ließ mein rot-weißes Herz höher schlagen und veranlasste mich, etwas aus den Tiefen der Berichterstattung herauszukramen.

Egal ob Krisen mit darauffolgenden Trainerentlassungen oder Meisterschaftstitel: Seit knapp 14 Jahren jubelt und leidet Tobi aus Freiburg, im Stadion oder vor dem Fernseher, mit dem FC Bayern München. Für ihn ist es unvorstellbar, einem anderen Verein die Daumen zu drücken. Doch beinahe wäre er bei einem Konkurrenten gelandet.

Italienurlaub 1995: Mein Vater mit dem sehnlichen Wunsch, seinem Sohn endlich den Fußball nahe zu bringen auf einem der zahlreichen Märkte in einem kleinen Städtchen. Schnell hat er einen Stand gefunden, der auch Trikots deutscher Fußballvereine verkauft. Er, glühender Frankfurt-Fan, kann keines der Eintracht finden und schwankt nun zwischen den einzig vorhandenen Bundesliga-Jerseys: eines der Bayern und eines des BVB. Gott sei Dank greift er zum rot-blau-gestreiftem Shirt. Hinzu kam, dass auf diesem Trikot die Nummer 18 mit dem Namen Klinsmann, geschrieben stand. Dieser schoss den FC Bayern gerade zum UEFA-Pokal-Sieg. So war es um mich geschehen, ab sofort nannte ich mich Bayern-Fan.
Das besondere an diesem Verein sind und waren die Spieler, damals Typen wie Klinsmann, Matthäus, Effenberg und Kahn, wahre Identifikationsfiguren, nicht nur für mich. Faszinierend auch die Historie des Clubs: Erfolge in den 70ern und 80ern national wie international, geprägt von der damaligen Achse Maier – Beckenbauer – Müller. Aber auch Namen wie Schwarzenbeck, Roth, Breitner und Rummenigge dürfen nicht vergessen werden, ebenso wie Uli Hoeness, ohne den es den FC Bayern in dieser Form wahrscheinlich gar nicht geben würde.
Ich erinnere mich an viele tolle Spiele in der ganzen Zeit, die wir damals, egal ob auf dem Platz oder auf der PlayStation, nachgespielt haben. Doch zwei sind für mein Dasein als Bayern-Anhänger von besonderer Bedeutung. Die schmerzliche Niederlage in der Champions-League 1999 gegen Manchester United, welche allerdings dafür sorgte, dass ich mich noch verbundener mit diesem Verein fühlte und der tolle Gewinn 2001 der Champions-League in Mailand gegen Valencia. Schweißgebadet, zitternd und mit großer Nervosität harrte ich 120 Minuten plus Elfmeterschießen aus, um dann doch noch den großen Sieg zu feiern. Solche Ereignisse vergrößern die Vereinsliebe und gerade das ist doch das Schöne an diesem Sport, an dieser Leidenschaft.
Nun zähle ich schon die Tage, um meinen Mannen um Lahm & Co bei der Begegnung gegen den SC Freiburg am kommenden Samstag wieder einmal die Daumen drücken zu können. Hoffentlich gelingt endlich der Befreiungsschlag, um den Abstand zur Spitzengruppe um Bayer Leverkusen zu verkleinern.
Erschienen am 14. Oktober 2009 bei fudder.

[Bild: privat]

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