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Sonntag, 25. Dezember 2011

Ein Dank an Mr. Wikipedia

Wer die verschiedenen Ordner der Geschichte, Politik und Anglistik im Kollegiengebäude Nummer IV der Uni Freiburg durchstöbert, um seine Literatur für das jeweile Seminar wieder auf den neuesten Stand zu bringen, wird momentan von Jimmy Wales lächelnd begrüßt. Ein Portrait von ihm prangert auf der ersten Seite jedes Hefters. Eine Erinnerung, seine Wissensplattform nicht für seine wissenschaftlichen Arbeiten zu nutzen oder gerade das Gegenteil: Ein Aufruf an eben jenen Mann zu denken, der uns die kostenlose Wissenszufuhr über das Netz überhaupt erst möglich gemacht hat?
Wales wurde 1966 als Sohn eines Gemischtwarenhändlers in den USA geboren. Bereits früh widmete er sich Lexikonartikel einer Enzyklopädie in Buchform, die seine Mutter eigens für ihn erstanden hatte. Nach der Absolvierung des Bachelorgrades versuchte er sich mit ersten Diskussionen im sogenannten Usenet, ein elektronisches Netzwerk, welches als Plattform für Diskussionen fungierte. Kurz darauf gründete er mit Geschäftpartnern Bomis. An diesem virtuellen Stammtisch konnten sich Interessierte treffen, um sich über Wissenschaft, Unterhaltung und Erotik auszutauschen. Im Jahr 2000 dann wagte sich Wales das erste Mal an eine englischsprachige Internetenzyklopädie. Zuerst sollte sie nur ein Versuchsprojekt seiner Firma Nupedia werden, doch wuchs sie so rasant, dass er 2001 nicht drumherum kam, sie unter dem Namen Wikipedia freizuschalten. Das virtuelle Lexikon wuchs beinahe ins unendliche. Wales gehe immer "vom Guten im Menschen aus", er setze auf einen "offenen Austausch von Informationen" und eine "breite öffentliche Beteiligung". Die Masse der Artikel die im Laufe der Jahre entstand, die deutsche Wikipedia umfasst mittlerweile über 1,3 Millionen, die englische gar über 3,8 Millionen Artikel, ließ die Qualität dieser sinken. Nicht mehr alle Einträge konnten kontrolliert werden. Dieses Problem änderte sich in den letzten Monaten: Mittlerweile gibt es 900 Autoren, auch "Wikipedianer" genannt, die das Schreiben als Berufung sehen und das Netz peu à peu mit wissenswerten Dingen füllen. Somit ist eine qualitative Steigerung der Beiträge in Aussicht. Jimmy Wales Vision, so gut zu sein wie der Brockhaus, könnte vielleicht bald in Erfüllung gehen.

Wer Wikipedia benutzt, wird meist nur belächelt. In Hausarbeiten diese Wissensplattform als Quelle anzugeben, ist verpönt. Der Ausdruck "das war ja ein reines Wikipedia-Referat" hat sich als negative Kritik durchgesetzt. Doch dient es als wunderbares Hilfsmittel, sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Auch wenn man seinen ständigen Spendengesuchen nicht nachkommt: Ein wenig mehr Respekt hätten Wales und seine Wissensplattform deshalb allemal verdient.

PS: Welche Homepage mir als Quelle diente, bleibt an dieser Stelle dezent unerwähnt.

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