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Dienstag, 13. März 2012

Dem Tod einen Schritt voraus

Wir schreiben das Jahr 1963. Der erste Spieltag der neugeschaffenen Bundesliga wird angepfiffen. Nach nicht einmal einer Minute reißen die ersten Sportbegeisterten die Hände in die Höhe: Das erste Tor ist gefallen. Torschütze war Friedhelm Konietzka, der das runde Leder für seine Borussia aus Dortmund in die Maschen des Bremer Gehäuses drosch. Es war ein Treffer von insgesamt 72 die der Stürmer schießen wird, doch haftet an diesem der Nimbus des ersten Treffers der Geschichte der Bundesliga. "Timo" Konietzka, versehen mit diesem Spitznamen aufgrund der Ähnlichkeit zum sowjetischen General Timoschenko, wurde 1938 in Lünen geboren. Bereits früh wechselte er zu Borussia Dortmund, wo er zu einem der besten Stürmer Westdeutschlands reifte. 1965 dann der Wechsel zu den Münchner Löwen, mit denen er 1966 gar die Deutsche Meisterschaft gewann. Insgesamt sollte Konietzka auf 100 Bundesliga-Partien kommen, in denen er 72 mal einnetzte. Auch im Nationalteam ließ sich seine Quote sehen: In neun Länderspielen traf er drei Mal. Nach seiner aktiven Spielerlaufbahn arbeitete Konietzka als Trainer, unter anderem bei Borussia Dortmund und Bayer Uerdingen. Seine größten Erfolge aber feierte er in der Schweiz. Hier wurde er Mitte der Siebziger mehrfach nationaler Meister. 1988 nahm der Wahlschweizer die eidgenössische Staatsbürgerschaft an und betrieb fortan einen Gasthof in seiner neuen Heimat Brunnen. Um 2010 erkrankte Konietzka am unheilbaren Gallensteinkrebs. Bereits in der Vergangenheit wurde er mit nicht heilbaren Krankheiten konfrontiert: Seine Mutter litt an Demenz, seine Schwester starb jung an Krebs. Diese Erfahrungen ließen in "Timo" Konietzka den Wunsch aufkommen, selber den Zeitpunkt für sein Ableben zu bestimmen. Dies offenbarte er in einem Interview mit der Tageszeitung Blick. Möglich war dies nur in der Schweiz, wo das betreute Sterben, im Gegensatz zu Deutschland, seit 1918 erlaubt ist. Konietzka engagierte sich von nun an vermehrt für die Sterbehilfe, genauer für die Schweizerische Sterbehilfeorganisation Exit. Diese war es auch, die ihm am heutigen Dienstag, im Alter von 73 Jahren, seinen letzten Wunsch erfüllte - freiwillig und zu einem von Konietzka gewählten Zeitpunkt aus dem Leben zu scheiden.

[Foto: http://www.schwatzgelb.de]

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