Das Dokumentationszentrum in Nürnberg zeigt seit 2001 in Form von Audio- und Schriftdokumenten, sowie Überbleibseln und Bildern die Geschichte der Reichsparteitage. Ich hatte im Rahmen einer Exkursion das Glück, dieses Museum besuchen zu dürfen, aber nicht nur das: Auch die übergebliebenen Bauwerke sah und betrat ich. Was im Kopf blieb? Fassungslosigkeit und eine neue Definition von Größenwahn.

Es entstanden die Luitpoldarena, mit Platz für ca. 150 000 Menschen. Hier fanden Reden und Kundgebungen sowie Ehrungen für Gefallene beim Hitlerputsch 1923 statt. Ebenso die Kongresshalle, die das größte erhaltene Monument des Dritten Reiches ist und heute unter Denkmalschutz steht. Nicht zu vergessen die Große Straße, welche als Aufmarschlinie gedacht war. Unser Stadtführer Mathis Neidhart fügte interessanterweise hinzu, dass die Abstände der Platten dem Stechschritt eines preußischen Soldaten angepasst waren. Dies sollte „den Marsch erleichtern“. Nicht fertig gestellt wurde das Deutsche Stadion, welches Platz für ca. 500 000 Menschen bieten sollte. Jedoch wurde das Bauvorhaben mit Beginn des Krieges eingestellt, nur noch die Baupläne und ein mit Grundwasser vollgelaufenes ausgehobenes Fundament sind erhalten. Die Reichsparteitage dienten immer der äußeren Selbstdarstellung. Die Zuschauer sollten in ihren Gefühlen angegriffen, Politik sollte erlebt werden. Die Inszenierung wurde zum wichtigsten Kriterium dieser Veranstaltung, welche gespickt war mit christlichen und germanischen Bräuchen und militanten Ritualen. Der Führermythos sollte ebenso in Szene gesetzt werden, wie die Volksgemeinschaft. Nürnberg war während dieser Zeit das Zentrum schlechthin, insgesamt besuchten meist bis zu einer Million Menschen die Reichsparteitage. Höhepunkt war die Fahrt des Führers im offenen Wagen durch die Straßen, die oftmals mit zehntausenden Menschen gesäumt waren. Denjenigen, den es nicht „vergönnt“ war, an diesem Spektakel teilzunehmen, wurden mit „Direktübertragungen in die heimischen Fernsehstuben“, unter der Regie von Leni Riefenstahl, versorgt. Sehr anschaulich und verständlich ist dies im Museum dargestellt, es werden Originalausschnitte aus eben diesen Übertragungen gezeigt. Die Geschichte der Reichsparteitage von 1933 bis 1938 nimmt den Schwerpunkt der Ausstellung, aufgeteilt in den Bereichen vier bis fünfzehn, im Dokumentationszentrum ein. Doch auch die Ereignisse vor 1933 werden ausreichend und verständlich beleuchtet, wie die nach 1938. Eine Chronologie mit den wichtigsten Geschehnissen, vom Kriegsverlauf bis zu den Nürnberger Prozessen, ist hierzu am Ende des Rundganges postiert.
Zu dem Gelände der Nürnberger Reichsparteitage gilt zu sagen, dass sie auch nach 1945 weiterhin benutzt wurden, wenn auch zu ganz unterschiedlichen Zwecken: Einige Areale wurden zu einer Trabantenstadt, die heute ein eigener Stadtteil ist, die Luitpoldarena wird für Autorennen zweckentfremdet und die Kongresshalle, die dem Kolosseum in Rom gleicht, ist heute eine Lagerstätte.
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